Central Europe Foundation: Biographie von Dr. Elemér Hantos (1880-1942)

Dr. Elemér Hantos war ein ungarischer Ökonom und einer der Hauptförderer der mitteleuropäischen und paneuropäischen Integration in der Zwischenkriegszeit. Hantos wurde am 12. November 1880 in Budapest geboren. Er studierte Jura und Politikwissenschaften an der Universität Budapest, wo er zwei Doktortitel erlangte. Während seines Studiums reiste er nach London, Oxford und Cambridge, wo er eine wissenschaftliche Studie über den Vergleich zwischen der englischen Magna Charta und der ungarischen Bulla Aurea verfasste. 1904 begann Hantos seine berufliche Laufbahn als Generalsekretär des ungarischen Verbands der Finanzinstitute.

1910 schlug Dr. Elemér Hantos eine politische Laufbahn ein und wurde für die liberale Nationale Partei der Arbeit Abgeordneter des ungarischen Parlaments. Während des Ersten Weltkriegs veröffentlichte Hantos mehrere Bücher über die österreichisch-ungarische Kriegswirtschaft und -finanzen. Aufgrund seines Fachwissens wurde er 1917 zum Staatssekretär im ungarischen Handelsministerium ernannt. Im selben Jahr begann er auch an der Universität Budapest zu lehren, wo er 1929 zum Professor ernannt wurde.

1918 wurde Dr. Elemér Hantos zum Präsidenten der Ungarischen Postsparkasse ernannt und spielte eine wichtige Rolle in der Geldpolitik der kurzlebigen ungarischen Republik unter Mihály Károlyi. Nach der Unterzeichnung des Vertrags von Trianon, der den Zusammenbruch Österreich-Ungarns und den Zerfall seines einheitlichen Wirtschaftsraums besiegelte, gab Hantos seine politische Karriere auf und widmete sich der Förderung der mitteleuropäischen Wirtschaftsintegration.

1924 wurde Dr. Elemér Hantos vom Wirtschaftsausschuss des Völkerbundes gebeten, sich mit verschiedenen Währungs- und Wirtschaftsproblemen in Mitteleuropa zu befassen. In der Zwischenkriegszeit befürwortete Hantos eine wirtschaftliche Annäherung zwischen den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns, nicht nur zwischen Österreich, Ungarn und der Tschechoslowakei, sondern auch zwischen Rumänien und Jugoslawien.

Um seine Idee einer mitteleuropäischen Wirtschaftsintegration zu fördern, veröffentlichte Elemér Hantos mehrere Bücher und zahlreiche Artikel und hielt zahlreiche Konferenzen in ganz Europa ab, vor allem jedoch in Ungarn, Österreich, der Tschechoslowakei und der Schweiz. Hantos war der Hauptprotagonist der ersten mitteleuropäischen Wirtschaftskonferenz, die der österreichische Geschäftsmann Julius Meinl im September 1925 in Wien organisierte. Ende der 1920er Jahre gründete Hantos die Mitteleuropäischen Institute in Wien, Brünn und Budapest sowie das Mitteleuropäische Studienzentrum in Genf.

Dr. Elemér Hantos war außerdem Gründungsmitglied des Internationalen Komitees der Europäischen Zollunion und des ungarischen Zweigs der Paneuropa-Union, die von Graf Richard Coudenhove-Kalergi gegründet wurde. Hantos nahm an zahlreichen paneuropäischen Konferenzen teil, unterstützte die Ausarbeitung des Wirtschaftsprogramms der Paneuropa-Union und förderte die mitteleuropäische Integration als ersten Schritt hin zu einer wirtschaftlichen Paneuropa-Union.

Dr. Elemér Hantos starb 1942 in Budapest.

 

Artikel von Gabriel Godeffroy für die Central Europe Foundation.